Foto von Claus  
   
Pressestimmen der jordanischen Zeitungen (Übersetzung):
 
"Jerusalem Star"  auch im englischen Original
"Jordan Times"  auch im englischen Original
"Ar-rai"  Übersetzung: Dr. Alawnek
"A-dustur"  Übersetzung: Dr. Alawnek
Original Einladungstext in Landessprache
Die Krankheit der Industrie stellt der Welt der Kunst eine Falle
 
(Jerusalem Star, September 1986)
 
Claus Caninenberg predigt seine eigene Art einer Körpertherapie In einer beunruhigenden Ausstellung von Bleistiftzeichnungen und Ölgemälden In der Galerie der Petra- Bank In dieser Woche.
 
"Wird ein Mensch oder ist er bereits Teil einer Maschine?" fragt er uns und dann fährt er fort, seine beantwortende Theorie vom Menschen als einer Maschine von innen und von außen zu illustrieren. Außerdem illustriert er das einengende Beanspruchen und die Spannung von Druck auf die ,,Mechanische Anatomie" in seinen Kunstwerken. Man kann sich fragen, ob dies Kunst Ist. Wenn das Medium Malerei als Forum für kalisthenics benutzt wird, denn die künstlerischen Maßstäbe von Farbe, Raum und Linie werden der diegrammatischen Erklärung einer Theorie geopfert.
 
Claus Caninenberg ist als Maschineningenieur ausgebildet, der angestellt ist als Geol.- Ingenieur bei der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe in Hannover, und der z.Zt. nach Jordanien abgeordnet ist.
 
Er ist ein autodidaktischer Maler, dessen Lawine von Ideen In seiner Arbeit ein Ventil im Medium Malerei findet, der aber zu allererst ein Ingenieur bleibt im Stil bis hinab zu den ägyptischen Hyroglyphen.
 
Seine Kunst erinnert an die Futuristen des frühen Jahrhunderts, die Dynamik als Ausdrucksmittel benutzen, in dem sie dem Prozeßmehr Bedeutung zumaßen als den Dingen.
 
Wie die Futuristen glorifiziert Claus Caninenberg die Maschine und vermeidet das Poetische und das Feminine zugunsten mechanischer Schönheit. Seine Liebe zu geschmeidigen und total funktionalen Maschinenteilen führt ihn dazu, das komplexe Körpersystem zu reduzieren und das existentielle Dilemma zu einer Serie von Federn und Kugellagern In einem rein funktionellen, sich krümmenden und streckenden Skelett, mit diagrammatischer Betonung auf die Inneren Verbindungen
 
Unähnlich den Futuristen, deren revolutionärer Eifer hoffte, den Würgegriff der Romantik über Bord zu werfen, Ist Claus C. nicht an industrieller Befreiung interessiert, sondern an den Zwängen des modernen Alltagslebens auf den Menschen in einer späten industriellen Gesellschaft.
 
Seine Idee, den Menschen mit der Maschine gleichzusetzen, dient einer groben Form des Nützlichkeitsprinzips (Utilitarismus). Durch die wissenschaftliche Befragung mit Mitteln der Kunst werden wir zu eigenen Fragestellungen provoziert und wir werden zu nutzvollen Folgerungen geführt, wie wir mit Zwängen und Überdruck umzugehen haben.
 
Die brutalen "skizzenhaften" Gemälde, nur gering koloriert, denen anatomische Präzision fehlt, haben nicht die entlegene Schönheit der metallischen Maschinen. Hier gibt es erkennbare Körper, eine Anordnung von anonymen Beinen und Armen, die sichtlich gefoltert der Gravitation des Streckens und des Gestoßenwerdens in den alltäglichen Körperaktionen unterworfen sind.
 
Indem er Köpfe mit Maschinenteilen austauscht und Rückgrat und Brust offenreißt, um Schrauben und Nieten des Körpermechanismusses bloßzulegen, bekommen wir eine Ahnung von der Macht der Kräfte in uns und der Spannkraft des Widerstandes und der Verwundbarkeit des Körpers, auf den sie einwirken. Die Warnung eines andauernden Druckes ohne Erleichterung und die Monotonie einer Uhrwerksexistenz sind allzu klar.
 
Der allgemeine Ton der Ausstellung ist instruktiv eher denn ästhetisch und man kann sich streiten, ob das Didaktische noch eine Heimat hat in der Kunstgalerie des 20. Jahrhunderts. (von Vanessa Patrouni)
 
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(Jordan Times, 25./26. September 1986)
 
Die Arbeits- Mechanik des angespannten Menschen
 
Die Ausstellung in der Petra Bank, Galerie von Arbeiten von Claus Caninenberg zeigt keine Gemälde für eine flüchtige Betrachtung. Die schwarz-weiß Studien, sowie die darauf aufbauenden Ölbilder sind fesselnde, provozierende Bilder, die Aufmerksamkeit und längere Überlegung erfordern. Sorgfältig und subtil dargestellt, enthüllen Caninenberg's durchröntge Figuren nicht Knochen und Sehnen, sondern Schrauben und Muttern, die Symbole sind für die Probleme von Menschen überall auf der Welt. Die Haltung der Figuren und die umgebenden fein-strukturierten Details werfen viele Fragen auf, beantworten aber wenige.
Caninenberg, ein deutscher Maschinen- und Bauingenieur, der nach Jordanien als technischer Entwicklungshelfer entsandt ist, ist ein Autodidakt, der sein Talent nutzt, um die Ideen darstellen, die nur so aus ihm heraussprudeln, wie aus einem Springbrunnen. Er will mit seinen Bildern zum Nachdenken anregen, um den Menschen ein tieferes Verständnis von sich selbst zu gehen und dem, was um sie herum passiert. Sein Bestreben zu inspirieren und Fragen anzuregen ist so intensiv, daß man das Gefühl hat, die ästhetische Gefälligkeit vieler seiner Bilder sei eher zufällig.
 
funktionale Teile
 
Caninenherg's Vorliebe für glatte, reine Funktionsapparate verleitet ihn, sich durch sie auszudrücken, um uns ihre Eigenschaften nahezubringen. Sie zeigen uns, welchen Einfluß unsere Umgebung auf uns hat und wie wir mit dem täglichen Druck auf uns umgehen sollten und können. Zumeist sieht Caninenberg uns als (mechanische) Federn, und stellt die Menschen gebeugt dar, wie Federn im Querschnitt, fähig Kraft zu nehmen und zu geben. Wie Federn brechen wir aber auch unter zuviel Last, jedoch bietet Caninenberg uns zwei Alternativen: Ein Ventil, um Überdruck abzulassen und die Verbindung mit einer anderen Feder, um unsere Last zu teilen.
 
Dies ist, in sehr einfachen Worten, das Thema einiger von Caninenbergs Arbeiten, obwohl seine Ölbilder sehr viel differenzierter sind, mit einer Vielschichtigkeit, aus der subtilere Schlüsse gezogen werden können.
 
Bewegung
 
Ein anderes Teil, was Caninenberg so gerne benutzt wie die Feder, ist ein doppeltes Kugellager, dessen innere Kugellager ihm erlauben, sich frei zu bewegen, obwohl es an einer Stelle befestigt ist. Dies symbolisiert die Tatsache, daß wir, auch wenn wir gehen können wohin wir wollen, trotzdem unsere Wurzeln haben sollten; von dieser Vorstellung ist Caninenberg bei einer seiner reizvollsten Arbeiten ausgegangen, wo zwei Menschen- Maschinen frei umeinander herumfliegen.
 
Um uns zu helfen, klarer zu erkennen, worum es bei einigen der Bilder geht, hat der Künstler sogar eine Maschine mit Federn und Gewichten konstruiert. Mit dieser Grundlage versteht man dann die Vorstellungen, die Caninenberg versucht auszudrücken über Unterdrückung, über Hoffnung und Hoffnungslosigkeit und über die Kraft, die gewonnen werden kann, wenn Kräfte vereinigt werden.
 
Schwarz/weiß Studien
 
Die Hälfte der Ausstellung zeigt die schwarz/weiß Studien, die Caninenberg zuerst macht, um seine Vorstellungen zu formalisieren. Obwohl oft sorgfältig gezeichnet und gewissenhaft und sparsam ausgearbeitet, so daß jedes Objekt in der Zeichnung eine Bedeutung hat, sind sie manchmal zornig und impulsiv, sie verurteilen scharf Unmenschlichkeit, Manipulation und die Einschränkungen, die der individuellen Freiheit aufoktroyiert werden.
Die Zeichnungen sind übersät mit Gleichungen von Buchstaben und Zahlen, die, obwohl unentzifferbar, für die meisten von uns wie die Hieroglyphen der alten Ägypter , den Maschinenbau- Ingenieuren unter Caninenbergs Publikum den Vorteil verschaffen, seine Arbeit viel leichter zu verstehen.
 
Die Ölbilder sind feine Ausarbeitungen dieser Zeichnungen; während die letzteren oft pessimistisch und manchmal wild und aggressiv sind, sind die Ölbilder im allgemeinen optimistisch, ruhig und gelassen, und ein vollständigeres Verständnis von Caninenbergs Arbeit wird erreicht, wenn beide, Studien und Ölbilder, zusammen gesehen werden. Darüber hinaus geben Ihre gegensätzlichen Eigenschaften der Ausstellung eine zusätzliche Tiefe und Geschlossenheit als einem Ganzen.
 
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(Ar-rai, 26. September 1986)
 
Die Maschine gegen den Mensch
In der Ausstellung des deutschen Künstlers Klaus Caninenberg - Amman

 
In der Galeria Petrabank stellte der deutsche Künstler Klaus Caninenberg einen Teil seiner Bilder aus, die er während seines Aufenthaltes in Jordanien gemahlt hatte. Der Künstler hat Maschinenbau- Ingenieur in München studiert und arbeitet für die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe in Hannover.
 
Er hat bereits in mehreren Ländern wie Kolumbien und Gabun gearbeitet. Der Künstler ist in der Kunstausbildung als self-made-man anzusehen. Herr Caninenberg ist Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Plastik und Künste. Er veranstaltete mehrere Ausstellungen in Deutschland und im letzten Jahr war er ein Mitglied einer deutschen Gruppe, die infolge der Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Jordanien nach Jordanien kam.
 
Diese Ausstellung wurde in Jordanien mit Hilfe der Deutschen Botschaft und des Goethe-Institutes verrichtet. Die Werke des Künstlers zeichnen sich durch ein herausragendes Thema aus, das eben als Motiv in seinen Bildern, Zeichnungen und Aquarellen zu erkennen ist. Dieses Thema ist das Zeitalter der Maschine, in den wir Menschen leben und die Probleme dieser Maschinen, die sich so ausdrücken, daß die Menschheit aus einem Komplex von mehreren Instrumenten, kleinen Maschinen bzw. Verbünden von Schrauben, Federn und Hebeln, kleinen Motoren, elektrischen Geräten und Kabeln besteht. Der Künstler möchte durch seine Kunst seinen Protest ausdrücken. Seine Ideen und Gedanken an dieses Maschinenzeitalter und die Beherrschung des Menschen durch diese hysterische Technologie, die den Mensch zu einer Maschine aus Eisen, Schrauben und Geräten umwandelt, nachdem der Mensch vom Ursprung durch die Jahrhunderte und Jahrtausende, ein Mensch, in erster Linie der Gefühle, sensiblen Nervenzellen, mit Seele aus Fleisch, Blut und Herz war. Wir sehen in seinen Bildern und Zeichnungen der Menschen, die mit einem Gesicht erscheinen, nicht anders als eine kleine Maschine, verbunden mit mehreren kleinen Drähten, Kanälen und Eisennägeln, anstatt Venen, Arterien, Blut und Nerven. Der Künstler malt seine Bilder mit verschiedenen Farben und Techniken, davon Ölfarben, einige auch mit schwarzer Tinte und Kohle, große weiße Räume, auch Pastellfarben, in schwarzer und grauer Farbe aber auch hellen Farben.
 
In dieser Ausstellung wurden außergewöhnlich hohe Preise erzielt. Für kleiner Gemälde reichten die Preise bis 80 Dinar, für größere bis 300 jordanische Dinar. Die Ausstellung dauert bis Ende September diesen Jahres.
 
Eine kleine Besonderheit wäre zu erwähnen. In Mitten der Ausstellung befindet sich ein Tisch, auf dem sich eine Maschine befindet, die sowohl im Aussehen, als auch in der Gestaltung eher seltsam wirkt. Diese besteht aus einem gläsernen Zylinder, darin einige kleine Maschinen und Knöpfe, sowie Schräubchen, womit der Künstler seinen Besuchern seine Gedanken und Ideen über den Menschen und seine Maschinen zum Ausdruck bringen möchte.
 
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(A-dustur, 28. September 1986)
 
Caninenberg und Dramatik der neuzeitlichen Menschen
 
Am vergangenen Dienstag wurde in Petrabank in Amman eine Kunstausstellung in Zusammenarbeit mit der deutschen Botschaft und dem und Goethe Institut veranstaltet. Diese dauert bis 30. September 1986.
 
Der Maler Klaus Caninenberg, 1938 in München geboren, studierte Maschinenbau- Ingenieur in München. Die Kunst hat er als Autodidakt selbst erlernt, ohne eine Kunstakademie besucht zu haben. Er ist Mitglied der deutschen Gesellschaft für plastische Kunst und veranstaltet in Deutschland seit 1969 Ausstellungen. Zur Zeit arbeitet er im Rahmen der Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Jordanien hier in Jordanien und stellt Bilder aus, die er zum größten Teil in Jordanien gemalt hat.
 
Seine Arbeiten stellen eine deutliche Sprache dar. Sie heben ein Zeichen hervor, das in Kraft und Aussage differiert von expressionistischen Malereien. Im Vergleich zu seinen Arbeiten auf Papier und Zeichnungen mit Tusche oder Bleistift und Aquarellen sind die Ölbilder mit ausgeprägtem Kontrast und eindrucksfähigen Farben gekennzeichnet. Hier ist ihm die Darstellung des Themas Mensch und Maschine ausgezeichnet gelungen. Die Steigerung der Spannung und Reaktionsfähigkeit und schließlich das Anhalten dieser Spannung, durch die erreichte Qualität über die Beobachtungszeit hinaus, zeichnen diese Bilder aus. Die Linien drücken eine Spannung und Erregtheit aus, die den Betrachter schnell über den Augenblick hinaus, vielleicht sogar mehreren Stunden oder Tag beanspruchen. Während seine Gemälde durch eine geplante und zwar sehr genau geplante und umrissene Zeiteinheit der Spannung und Aufregung durchziehen, erkennt man in dieser Zeitspanne auch die mathematische, geometrische geplante Berechnung des Künstlers, der ja vom Studium her Ingenieur des Maschinenbaus ist, die dann schnell, auch sehr schnell ins Abstrakte übergeht.
 
Die Bilder jedoch passieren entlang von Reaktionen, Aufregungen und Anspannungen, die den Betrachter ganz füllen, die gleichzeitig sehr eingegrenzte Erscheinungen bieten und ihn zwingen, sich damit zu beschäftigen um Stellung zu nehmen. Diese Reaktion hat ihre mathematische, geometrische Berechnung, dann wird der abstrakte Rahmen und der geometrische Bildaufbau der einzige Ausweg und die einzige Spur und Merkmale in die Elemente, aus denen sich die Gemälde zusammensetzen, und eine Symmetrie, die sich von einem Werk zum anderen wiederholt, um eine Art der Balance herzustellen.
 
Diese Balance möchte der Künstler deutlich zeigen und wenn sie unvollendet ist, in seinem Werk doch vollendet werden soll. Die Analogie oder die Symmetrie in den Gemälden ist mit dem Ziel, die Ordnung der menschlichen und Maschinengestalten darzustellen, gekennzeichnet. Diese gehen ineinander und es treten dann Kräfte der Bewegung und Funktionen sowie Aktionen und Reaktionen heraus. Es wird Erkenntnis über die Beziehung zwischen Anziehungskräften und abstoßenden Kräften erlangt werden. Dieses alles gibt Mut, die Gesellschaft mit einem anderen Auge zu sehen. In dieser Gesellschaft ist der Mensch fest mit der Maschine verbunden. Der Künstler gibt keine photographische Darbietung einer realistischen Szene aus der Natur oder ein Bild mit drei Dimensionen, nur von der menschlichen oder maschinellen Seite, die manchmal einen Teil der leichten Verkörperung darstellen. Der Künstler benutzt in seinem Bild nicht viele Farben und stützt sich dabei auf seine Fähigkeit, die Farbflächen zu verteilen, in einem meist weißen Medium und ebenfalls gestützt auf die Linien als Außenbegrenzungen der Figuren. Figürliche Abgrenzungen, obwohl seine Kunst, obwohl sein Kunststil und -richtung verbunden mit einer Welt der Phänomene und der Menschen, Umwelt und Zustand der Verfremdung und Zerreißung der zwischenmenschlichen Beziehungen. So reflektiert er ein lebendiges Bild aus der Realität der industriellen Entwicklung. Außerdem und folglich auch sind seine Fähigkeiten, die menschlichen Gestalten zu zerstören oder Teile des menschlichen Körpers weiter zu zerstückeln bzw. die Glieder des Körpers in noch kleineren Erscheinungen darzustellen. Seine Idee und seine Philosophie ist wie ein roter Faden durch alle Bilder zu erkennen. Diese erfolgt auch in einer Orientierung mit einer romantischen Sensibilität. Jedoch diese seine Orientierung wird von der romantischen Sensibilität in einigen der Bilder etwas geschwächt, die viel Helligkeit zeigen, ohne jedoch die Wirkung verringert zu haben.
 
Durch die gewünschte, immer angestrebte, absichtliche Einordnung der Figurationen erreicht der Künstler bei dem Zuschauer die gewünschte Anspannung bei einem schicksalhaften Thema Maschine und Mensch in der Zeit der Maschine.
 
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