Foto von Claus  
   

Zwischen Biologie und Technik   
 
(Volksstimme Magdeburg, 19. April 1997)
 
Maschine? Mensch? "MaschinenMensch" nennt der in Hellental im Solling lebende Claus Caninenberg seine Bilder. Zu sehen sind sie noch bis zum 24. April in der Magdeburger Galerie im Flur im AMO.
 
Die Doppeldeutigkeit in den Titeln der einzelnen Arbeiten ist beabsichtigt. Für Caninenberg sind sie Teil dessen, was er ausdrucken will. Der gelernte Maschinenschlosser und diplomierte Ingenieur sieht die Umwelt mit anderen Augen, entdeckt sie neu, will vielleicht auch ein wenig provozieren, über Mensch und Technik neu oder überhaupt nachzudenken. Seine großformatigen Ölbilder besteche durch das Zusammenspiel geometrisch anmutender Formen, sachlicher Details vermeintlicher Maschinen, die sich letztlich als aus menschlichen Körperteilen zusammengesetzter Mechanismus erweisen Hände greifen ins Getriebe, fassen Schrauben wie ein Gestänge oder der auf seine funktionellen Teile reduzierte Körper bewegt sich in der Umwelt, kraftvoll und ausdrucksstark.
 
Caninenberg gelingt eine phantastische Wiedergabe seiner MaschinenMenschen. Die Ideen scheinen ihm dabei nicht auszugehen. Was besticht, ist diese Verbindung des rein Sachlichen und des Menschlichen. Vielfach dominieren bläuliche Farbtöne, sie wollen Kühle und Distanz vermitteln. Bei "KonFrontation" blicken sich leblose, eiskalte Gesichter an, gehalten von einem Gestänge, das es keinem erlaubt, sich dem Gegenüber zu entziehen. Wohl am Beeindruckendsten die "Kreuzigung". Das völlig gekrümmte Skelett ist eingespannt in ein Gestänge, unfähig zu entrinnen. Das uralte Motiv hat Caninenberg neu entdeckt und mit seinen Sichtweisen neu verarbeitet.
 
Auf anderen Bildern warnt er mit seinen ungewöhnlichen Mitteln vor Gewalt, Umweltverschmutzung und anderen Gefahren einer immer technischer werdenden Welt, ohne dabei ins plakative und banale abzugleiten. Ganz im Gegenteil, man kann sich der Wirkung des ungewöhnlichen Appells nicht entziehen. Die technische Perfektion des Künstlers spielt dabei ihre Rolle. Er beweist sie auch bei seinen Stanzprägungen, bei denen Caninenberg Aquarell und Radierung mit effektvollen Konturen verbindet, die sich als phantasiebetonte Betrachtung zu Technik und Mensch beweisen.
 
In Farbigkeit und Akribie bestechen sie wie alle seine in Magdeburg gezeigten Arbeiten. Die "ins Getriebe geratenen Menschen" lohnen einen Blick in die Exposition, die Sichten in selten gezeigter Deutlichkeit vermittelt. (Von Klaus-Peter Voigt)
 
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